Als ich auf dem Luzerner Whiskyschiff vom "neuen" Whisky-(& Rum-)Schiff in Zürich erfuhr, habe ich schon einen kurzen Moment gestutzt. Umso mehr noch, als dieses nun analog zum "Trockendock Albisgüetli" auch 4 Tage dauern soll und just eine Woche davor stattfindet. Ich weiss nicht so recht, wie ich es finden soll. "Nett" ist es sicherlich nicht. Erstaunt über die Entwicklung bin ich aber nicht...
Das Whiskyschiff Zürich ist eine etablierte Whiskymesse - und meines Erachtens die wichtigste der Schweiz. Mit dem "Whiskyschiff" meine ich dabei die
Messe, den
Namen und den
Standort. Dabei gab das Whiskyschiff Zürich (am alten Standort) in der jüngeren Vergangenheit genügend Anlass zur Kritik. Da waren die für die Gäste spürbaren Punkte (z.B. Verpflegung, Platzverhältnisse). Hinter vorgehaltener Hand gab es aber noch weit mehr Unmut (z.B. hohe Kosten für Aussteller, mangelnde Bereitschaft der Veranstalter zu konkreten Verbesserungsmassnahmen).
Der Umzug aufs Festland hätte eine Chance sein können. Veränderungen sollten möglichst immer Verbesserungen sein. Mit der letzten Durchführung im Albisgüetli wurde diese Chance meiner Ansicht nach leider verpasst:
- Lage: Bei einem Wegzug aus einer solch zentralen Lage, nimmt die "Laufkundschaft" zwangsläufig ab. Wenn schon weg vom Bürkliplatz, dann an einen Ort wo dieser Faktor aufgewiegt werden kann: zentral gelegen oder in einem "Ausgeh-Viertel", wo Leute eher vorbeikommen. Zudem sollte eine Messe für Spirituosen unbedingt mit dem ÖV gut erschlossen sein (Bahnhof in Fussdistanz). - Beides ist mit dem Albisgüetli klar nicht gegeben.
- Location: Wenn man "vergrössern" will, dann ist eine Event-Halle durchaus sinnvoll. Wenn man dann aber an einen Ort geht, wo man auch noch ein Zeltareal aufbauen muss, damit man die gleiche (?) Anzahl Aussteller unterbringt, dann hat man sich mit der Wahl der Location vertan. (Ausser man geht davon aus, dass mittelfristig tatsächlich weniger Leute kommen und gegebenenfalls Aussteller abspringen.)
- Verpflegung: Der Verpflegungsstand am Bürkliplatz war an der Grenze des tolerierbaren (Handling & Qualität). Ein neues Konzept hätte helfen können. Stattdessen wurde einfach die Verpflegung vom Bürkliplatz ins Albisgüetli "geschifft" - mit den gleichen Problemen. Als Alternative konnte man dafür im angeschlossenen Restaurant essen. Da waren sie aber so hoffnungslos überfordert, dass ich beinahe ausgeflippt bin. -> Leider nein!
- Preis: Hier rede ich nicht aus erster Hand, habe mir aber von mehreren Ausstellern sagen lassen, dass durch den Umzug ins Albisgüetli die hohen Aussteller-Preise nicht gesenkt wurden. Das ist natürlich nicht mein Problem, würde aber den Unmut gewisser Aussteller erklären.
- ...und dann gab es da auch die Sache mit den fliegenden Flaschen (nein, nicht Fischen).
Mein Fazit: Die Verlegung ins Trockendock hat in meinen Augen keine merkliche Verbesserung gebracht.
Lustig sind die Bemerkungen von Pitsch und Chrigel: Als letztes Jahr bekannt wurde, dass es die "Schiffe" nicht mehr geben wird, habe ich ernsthaft zu denken begonnen und bin bereits damals auf
Stage One in Oerlikon als optimale Alternative gekommen. Hatte aus beruflichen Gründen bereits mehrmals das Vergnügen, da zu "wirken". Eine tolle Halle, wo auch alles drumherum stimmt. Sicherlich nicht billig, aber so viel teurer als auf dem Schiff..?
Dass nun Aussteller vom Albisgüetli abspringen, wenn es eine Alternative gibt, kann man also irgendwie nachvollziehen. Da sind zum einen die etablierten Veranstalter um Monnier (und Chr. Lauper?), welche sich bewährt, aber offensichtlich nicht alles richtig gemacht haben. Und da ist zum anderen ein neuer Veranstalter (Chr. H. Rosenberg), von dem man nicht weiss, wie er es anstellen wird - der jedoch mit der InterWhisky in Frankfurt (und der gescheiterten InterSpirits Zürich 2016) nicht zum ersten Mal eine solche Messe organisiert.
Was stutzig macht, ist der Umstand, dass die Standpreise auf dem neuen Whisky- & RumSchiff nochmals teurer sind als die alten. Das mag die grossen Firmen nicht sehr stören, die kleinen (und für mich spannenden) Händler werden es sich aber wohl mehr als zweimal überlegen.
Klar ist, dass sich die beiden Whiskymessen in der gleichen Stadt fast zur gleichen Zeit konkurrenzieren, dass kaum ein Händler an beiden Messen sein wird und dass auch die Besucher sich "verteilen" werden. Damit verlieren alle. Wenn es nicht zu einem Schulterschluss kommt, wird es sicherlich eine der beiden Veranstaltungen in 2-3 Jahren nicht mehr geben!